Achtsamkeit – Wie die Zeitnot und der Stress uns die Freude am Leben rauben.

Als Kind wusste ich, die Achtsamkeit noch für mich zu nutzen.
Als kleines Kind habe ich es geliebt im hohen Gras zu liegen, die Sonne auf meiner Haut zu spüren und stundenlang Blumenblüten zu beobachten, wie sie im Wind hin und her tanzten. Ich sah den Schmetterlingen, Bienen und andere Insekten zu, wie sie die Blüten bestäubten und wie Raupen und Schnecken, mit lautem schmatzen die Blätter und Blüten, Stück für Stück in sich verschlangen.
Während ich die Blumen beobachtete, war ich mit meinen Gedanken ganz bei den Blumen, nicht bei den Hausaufgaben, der nächsten Mathearbeit oder einer bösen Bemerkung einer Freundin. Nein, meine gesamte Aufmerksamkeit lag auf der Pflanze und nichts, was davor geschah oder in der Zukunft noch auf mich zukommen würde, hatte für diesen Augenblick für mich eine Bedeutung. Im Grunde war in diesem Moment nichts anderes für mich existent.
KieferPix/Shutterstock.com
Als Erwachsener ist der Kopf mit zigtausend verschiedenen Dingen gefüllt, die zu erledigen sind, einem Sorgen oder Angst machen und einem Zeitdruck, der uns ständig im Nacken sitzt und uns gestresst durch den Tag hetzt.
Man steht früh am Morgen auf, duscht, kämmt sich die Haare, zieht sich an, macht sich Frühstück, trinkt einen Kaffee, liest die Zeitung, putzt sich die Zähne und geht los. Wieder und immer wieder dieselbe Routine. Durch die Gewohnheit läuft alles automatisch ab, man bekommt es gar nicht mit, wie die Zeit an einem einfach so vorbeistreicht. Die wunderschöne Natur, die um uns herum existiert, nimmt man, wenn überhaupt, dann nur noch selten und sehr kurz wahr, man hat ja schließlich Wichtigeres zu tun. Sich an kleinen Dingen zu erfreuen, die Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen und achtsam alles in sich einzusaugen, dafür fehlt schlicht die Zeit.
JKstock/Shutterstock.com
Die Achtsamkeit im Alltag
Seit einigen Tagen blüht bei mir im Garten frühmorgens, für wenige Stunden eine rosafarbene Mohnblumenblüte nach der anderen. Am ersten Tag ging ich an der Blume vorbei und erfreute mich beim Vorbeigehen daran, dass die erste Blüte nun endlich blüht. Doch nur ein paar wenige Stunden später lagen schon alle Blütenblätter auf dem Boden und ich hatte nicht einmal an ihr gerochen oder sie mir aus der Nähe angeschaut. Ich hatte mir nicht erlaubt, mir dafür etwas Zeit zu nehmen.
Erst da wurde mir bewusst, was man sich jeden Tag selbst verbietet, und das nur, weil man sich einem Zeitdruck unterwirft, welchen man am Ende des Tages trotz allem Verzicht doch nicht einhalten kann.
Seit die erste Blüte verwelkt ist, nehme ich mir nun jeden Tag bewusst die Zeit, um die Mohnblume zu beobachten und mich in Achtsamkeit zu üben. Ich betrachte wie gebannt die Blüte, wie ich es schon, als kleines Kind tat. Sehe wie die Pflanze im Wind hin und her tanzt und wie eine Biene, nach der anderen in die Blüte fliegt. Ich höre wie die Biene laut auf summt, sehe wie sie dann die Mohnblüte wieder verlässt und nehme auch den Duft der Blüte wahr.
Im Hier und Jetzt sein.
In Gedanken bin ich nur bei der Blüte, nichts anderes ist in diesem Moment relevant, der ganze Stress des Alltags, die Sorgen und Nöte, die erdrückende Last und der Zeitdruck, nichts davon spielt in diesem Moment eine Rolle.
Als kleines Kind hatte man die Fähigkeit sich an kleinen Dingen zu erfreuen, achtsam durch die Welt zu schreiten, sodass man ja nichts Wundervolles verpasst. Heute rast man mit Scheuklappen durch die Welt und befasst sich lieber mit Dingen, die keine Freude machen, aber eben getan werden müssen. Dabei vergisst man nur zu leicht, all die schönen kleinen Wunder, die uns jeden Tag über den Weg laufen, Beachtung zu schenken.
Es wäre so einfach, sich durch solch eine kleine Achtsamkeitsübung zu entschleunigen, den Stress abzuschütteln, Kräfte zu tanken, zu sich selbst zu finden und das Gefühl von Freude und Glück in sich zu spüren. Doch stattdessen verbietet man sich alle kleinen Freuden. Man jagt lieber einem Termin nach dem anderen hinterher, befasst sich mit Dingen, die keinen Spaß machen und verliert sich in der Zeitnot, dem Stress und der Hektik. Was zurückbleibt, ist eine Art innere Leere, ein Gefühl ausgebrannt zu sein und eine tiefe Müdigkeit.
Dean Drobot/Shutterstock.com
Erlaube dir, Zeit für etwas Schönes zu haben!
Wenn du es auch satthast, dich schlecht zu fühlen und wieder etwas von dieser Unbeschwertheit der Kindheit in dir spüren möchtest, dann schreite achtsam durch das Leben. Sei ganz wach, nimm dir die Zeit kurz innezuhalten und etwas Schönes mit allen Sinnen zu erleben.
Sei es ein Eis, dass du genüsslich verspeist, einen Sonnenuntergang, den du dir anschaust oder ein Lied, welches du dir bis zum Schluss anhörst. Ganz gleich, was du auch tust, versuche es achtsam und mit vollem Bewusstsein zu tun. Wenn du ein Buch liest, dann verliere dich in der Handlung und das ganz gleich, ob es nun ein Roman oder ein Sachbuch ist. Spüre das Buch in deiner Hand, die einzelnen Blätter zwischen deinen Fingern und den Duft des Buches in deiner Nase.
Übe dich in Achtsamkeit
Wann immer du kochst, achte darauf all die verschiedenen Geschmacksnuancen und Düfte wahrzunehmen, sowie die Hitze oder Kälte der Speisen und wie sich die Gabel, das Messer oder der Löffel in deiner Hand anfühlt. Wenn du das nächste Mal an einer Blumenwiese vorbeifährst, halte an und genieße die Farbpracht und die Düfte der Blumenblüten. Du wirst sehen, wie entschleunigend und entspannend sich eine solche kleine Pause für deinen Geist und Körper anfühlt.
Jacob Lund/Shutterstock.com
Was bedeutet Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist keinem von uns fremd, da jedes Kind von Natur aus achtsam seine Umwelt in sich aufnimmt, doch mit der Zeit vergessen wir, wie man achtsam ist. Achtsamkeit heißt bewusst im Hier und Jetzt zu sein, und zwar körperlich wie auch geistig, innezuhalten, den Moment zu genießen, ohne ihn zu bewerten und zu zerdenken, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu sich selbst zu finden.
Vielleicht erscheint es zu Beginn etwas ungewohnt, sich einer einfachen Sache voll und ganz hinzugeben, vielleicht tust du dich sogar schwer damit, besonders da man sich angewöhnt hat, immer mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Doch fühlt sich gerade diese schlichte Einfachheit für den Geist wie ein Erholungsurlaub an.
Probier dich einfach einmal mit der Achtsamkeit aus.
Brauchst du Unterstützung?
Mit meinem Coaching begleite ich dich gerne auf deinem Weg zur Achtsamkeit.
Titelbild: Dirima/Shutterstock.com
Kategorie: